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Hochwasser, Sturzflut oder Hangwasser? Was ist was?

Hangwasser:


Hochwasser:

Starkregengefahrenkarte

Ein Integraler Bestandteil des Konzeptes für das kommunale Starkregen-Risikomanagement ist die herausgabe einer Starkregengefahrenkarte für die Gemeinde. Für eine schnelle Übersichtlichkeit wurde die Ergebnisse Online veröffentlicht, damit jeder Bürger schnellstmöglich auf die Ergebnisse zugreifen kann - Sie erreichen die Seite unter folgenden Link: https://www.sturzfluten.tandler.com


Die Karte zeigt den maximalen Wasserstand (über den kompletten Zeitraum) auf der Fläche an, dabei wird erst ein Wasserstand ab 5 cm dargestellt. Natürlich fließt unterhalb 5 cm dennoch Wasser, aber es wird davon ausgegangen, das hier kleinere Wasserstände kein Schadenspotential aufweisen.

Ziel der Starkregengefahrenkarte: Starkregengefahrenkarten liefern einen ersten informativen Überblick über die Situation bei größeren Niederschlagsereignissen. Ziel dieser Informationen ist es Bürger, betroffene Personen, Gewerbetreibende und diverse Institute für die Gefahren zu sensibilisieren.

Auch können die Betreiber durch Unwetterwarnungen frühzeitig die betroffenen Eingänge kontrollieren und den Zugang zu diesen Objekten sperren. Durch das Aufzeigen dieser Gefahrenstellen, wird im ersten Schritt ein Werkzeug an die betroffenen Personen geliefert, um im Rahmen der Eigenverantwortung für das jeweilige Grundstück tätig zu werden. Hier wäre im ersten Schritt zu überprüfen inwieweit das Objekt von den erhöhten Wasserständen betroffen ist und ob hier Wasser in das Gebäude dringen kann (Kellerschächte/Türschwellen/Fenster/Zufahrten/etc.). Dabei müssen die Lösungen nicht immer zwangsläufig mit baulichen Maßnahmen einhergehen, sodass bereits im Vorfeld die meisten Schäden ausgeschlossen werden können (Lagerung von wertvollen Gegenständen im Keller/Heizung/etc.).

Grenzen der Starkregengefahrenkarte: Die Starkregengefahrenkarte basiert auf einem hydrodynamischen Berechnungsmodell. Dabei kann die Realität nur bis zu einem gewissen Grad abstrahiert nachgebildet werden kann, zum Beispiel wurden die Geländedaten über die Befliegungsdaten zum Teil mit Vermessungspunkte ergänzt (Dies kann aber nicht für alle Bereiche durchgeführt werden). Desweiteren wurde fiktive und standardisierte Regenereignisse verwendet um die Modelle zu berechnen, dabei wurde zudem das Gesamte Einzugsgebiet gleichmäßig mit dem selben Regen belastet. In der Realität ist der Regen häufig stark wechselnd für verschiedene Bereiche, zum Beispiel kann es in Haunwang extremen Niederschlag gebenn, wobei es in der Weixerau kaum Niederschlag zu beobachten ist. Zusammenfassend gibt es verschiedene Modellungenauigkeiten, welche natürlich auch die Berechnungsergebnis beeinflussen - um dennoch die Qualität der Modelle zu kontrollieren

Wo bestehen Gefahren für die Gesundheit und Objektschäden?

Die Wasserstände sind entscheidend für die möglichen Eintrittswege des Wassers in Gebäude. Die potentiellen Gefahren durch die ansteigenden Wasserstände sind immer auch abhängig von den Fließgeschwindigkeiten. Das bedeutet, es muss hier zwischen dynamischen und statischen Druckkräften unterschieden werden. Wobei statischen Bedingungen die Dichtungen noch halten, können bei hohen Fließgeschwindigkeiten die dynamischen Kräfte bereits Schäden verursachen. In der kommunalen Arbeitshilfe des Landes Nordrhein-Westfalen wurden die potentiellen Gefahren von hohen Wasserständen anhand von Beispielen aufgezeigt.

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Wo sind Schäden infolge Feststoff- und Gerölltransport zu erwarten?

Für die Gefährdung durch Feststofftransport sind zwei relevante Parameter auszumachen. Zum einen ist der Feststoff-Transport abhängig von der Fließgeschwindigkeiten. Dabei kommt es bei erhöhten Fließgeschwindigkeiten von über 0,5 m/s bereits zu ersten Geschiebeaktivierungen. Ab einer Fließgeschwindigkeit von 2,0 m/s können größere Objekte mitbewegt werden. Zum anderen werden bewegbare Stoffe/Körper benötigt, welche durch das dynamische Fließverhalten von Wasser aktiviert werden können. Das Gefahrenpotential ist hier wiederum von der Menge und dem Gewicht der Stoffe abhängig. Im Falle eins Hochwassers sind hier vor allem Gehölze und Geschiebe aus anliegenden Wäldern und Uferbereichen zu nennen. Auch gilt dies für oberflächlich abfließendes Wasser aus Wald und Parkbereichen. Im innerstädtischen Bereich sind solche Gefährdungen auf den ersten Blick, weniger problematisch als an den Rändern urbaner Gebiete. Hier kann es aus angrenzenden Wäldern, sowie durch Lagerungsplätze von Industrie und Gewerbeflächen zur Aktivierung von Feststoffen kommen.

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Wo gibt es kritische Objekte, die im Falle eines Starkregenereignisses überflutet werden könnten?

Im ersten Schritt muss die Identifizierung der kritischen Objekte erfolgen. Hierfür bieten sich detaillierte Topographische Karten an, welche diese Informationen über Nutzung der Gebäude vorhalten.

Für diese Projekt wurden die OSM Daten herangezogen und aufbereitet. Dabei wurden alle Schulen im Projektgebiet über den jeweiligen Layer angezeigt und hervorgehoben. Dies ermöglicht einen schnellen und einfachen Überblick über die Situation Schützenswerter Objekte.

Eine Gefährdungsbeurteilung kann hier im ersten Schritt nur anhand der Wasserstände und Fließgeschwindigkeiten getroffen werden. Ob Objekte ausreichend gegen Wassereintritt geschützt sind, muss Vorort geprüft werden.  

Je nach Fragestellung gibt es verschiedene Objekte/Gebäude, welche zur Einfärbung herangezogen werden. Im Folgenden wurden weitere mögliche Fragestellung aufgelistet: • Welche Einrichtungen bedürfen spezieller Hilfe, z.B. bei Evakuierungen? • Welche Infrastruktur- und Versorgungsobjekte sind notwendig und dürfen nicht ausfallen? • Welche Infrastrukturelemente sind bereits gegen Überflutungen geschützt und bedürfen daher keiner besonderen Berücksichtigung? • Welche möglichen Zugangs- und Rettungswege bestehen für Einsatzkräfte bei den verschiedenen Szenarien?

Zusammenfassung der Schutzziele:

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Gefahrenabwehr und Katastrophenschutz

Der Katastrophenschutz ist einer der wenigen Akteure, welcher bereits während eines Regenereignissen aktiv wird, insbesondere bei akuten Rettungseinsätzen und bei Versagen der Infrastruktur müssen die Mannschaften ausrücken. Dabei können durch das Aufzeigen der Gefahrenstellen bereits Problemfelder im Vorfeld erkannt und diesbezüglich Lösungen erarbeitet werden. Zum Beispiel können Starkregenereignisse in Evakuierungspläne/Notfallpläne für Krankenhäuser oder Altenheime eingearbeitet werden, falls die Mobilität rund um das Objekt durch hohe Wasserstände eingeschränkt ist. Des Weiteren müssen die Einsatzfahrzeuge auf den Hauptstraßen jederzeit durchfahren können. Straßen und Kreuzungen, welche durch einen hohen Wasserstand nicht passierbar sind, können hier im Vorfeld schnellstmöglich umfahren werden. Natürlich hat eine gezielte Vorsorge vor Starkregenereignissen auch unmittelbare Auswirkungen auf die Einsatzhäufigkeit und die Auslastung der Ämter und Behörden. Diesbezüglich ist eine Auswertung der vergangenen Einsätze während Starkregenereignissen eine Möglichkeit Ursachen und Wirkung der Probleme zu ermitteln. Zum einen, könnte eine solche Auswertung für die Plausibilisierung des Modells herangezogen werden, wenn hierfür das Regenereignis aufgezeichnet wurde. Zum anderen wäre es möglich die Ursache dieser Einsätze einfacher zu erörtern und geeignete Maßnahmen hierfür zu entwickeln.


Strategie des Risikomanagement

Ein ganzheitliches Konzept für ein Sturzflut-Risikomanagement umfasst nach dem Infoblatt 5 Bearbeitungsschritte. Die einzelnen Schritte werden von verschiedenen Akteuren bearbeitet und begleitet, wie zum Beispiel Ingenieurbüros mit fundiertem Fachwissen oder kommunale Entscheidungsträger und Ämter mit den erforderlichen Kenntnissen.

Im ersten Schritt wird hierfür eine Bestandsanalyse durchgeführt. Hier können vergangene Ereignisse Informationen über die bestehenden Strukturen und Gefahrenstellen geben, welche bei vergangenen Starkregenereignissen dokumentiert wurden. Des Weiteren soll die Datengrundlage für den Modellaufbau analysiert werden. Im zweiten Schritt, der Gefahrenermittlung, wird das Modell für die Berechnung erstellt und für verschiedene Lastfälle eingehend getestet. Hier erfolgt bereits die Ergebnisdarstellung, sodass eine vorab Analyse der Gefährdungsbereich in einer gezielten Darstellung erfolgen kann. Zusätzlich kann hier das Modell mit historischen Daten und Ereignissen abgeglichen werden. Die Ergebnisse werden dann für die Kommune aufbereitet und ausgegeben. Der folgende Schritt, Gefahren- und Risikobeurteilung für den öffentlichen Bereich wird von der kommunalen Seite durchgeführt. Ziel ist es des Schadenspotentials je Ereignis für kritische Bereiche zu ermitteln. Sind die möglichen Schäden quantifiziert, können daraufhin Schutzziele definiert werden. Im nächsten Schritt sollen diese Ziele durch geeignete Maßnahmen geschützt werden. Die Maßnahmen sind mit den entsprechenden Fachverwaltungen abzustimmen. Die Wirksamkeit der Maßnahmen kann daraufhin mit dem erstellten Modell nachgewiesen werden. Für die privaten Grundstücke und Bereiche wird empfohlen, dass die Kommune die betroffenen Gewerbebetriebe oder Einzelanwesen über die Ergebnisse informiert, sodass die Betroffenen selbst aktiv werden können. Im letzten Schritt werden nochmals alle Ergebnisse gesammelt und in einen ganzheitlichen Kontext gestellt. Ziel ist eine gesamtheitliche Strategie für die Kommune aus den Einzelmaßnahmen zu entwickeln.