Beispielprojekt WERT

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Beispiel für die Vorgehensweise bei einer Kanalbewertung

Allgemeines

Der Einsatz von WERT ist bei verschiedenen Problemstellungen denkbar und sinnvoll:

  • Fall 1: Es sind keinerlei Informationen weder über die Anschaffungs- oder Herstellkosten noch über die Wiederbeschaffungswerte (im folgenden WBW genannt) vorhanden. Allein die technischen Daten wie Kanalgeometrie, Bodenarten, Oberflächenbefestigungen sind bekannt oder können beschafft werden.
  • Fall 2: Es sind teilweise die tatsächlichen Anschaffungs- oder Herstellkosten bekannt. Diese liegen als Gesamtsumme für einzelne Kanalbaumaßnahmen (sogenannte Baulose) vor.
  • Fall 3: Die Anschaffungs- oder Herstellungskosten (im folgenden AHK genannt) sind detailliert für jeden Schacht und jede Haltung bekannt, aber die WW müssen erst noch ermittelt werden.
  • Fall 4: Die WBW sind detailliert für jeden Schacht und jede Haltung bekannt, aber die AHK müssen ermittelt werden.

Im Regelfall ist es für den Anwender von WERT interessant, sowohl die WBW als auch die AHK zu kennen, um Vergleichsrechnungen anzustellen. Viele Anwender berechnen zum Beispiel die kalkulatorischen Zinsen auf Grundlage der AHK und die kalkulatorischen Abschreibungen auf Basis der WBW. In diesem Falle müssen für sämtliche Haltungen und Schächte die WBW und die AHK vorliegen. Die nachfolgende Beschreibung soll dem Benutzer von WERT helfen in Abhängigkeit von seiner spezifischen Problemstellung (siehe Fall 1-4) die benötigten Ergebnisse mit WERT zu ermitteln. Dabei werden für jede der o.g. Problemstellung die Vorgehensweise schematisch dargestellt.

Fallanwendung 1

Es sind keine WBW oder AHK bekannt. Es liegen alle benötigten kanalgeometrischen Daten vor, um in der gewünschten Genauigkeitsstufe die benötigten Ergebnisse zu berechnen.


WERT (120).png


Nach Durchführung eines entsprechenden Berechnungslaufs liegen die entsprechenden Ergebnislisten vor. Um zum Beispiel die Herstellungskosten mittels des Preisindexverfahren zu berechnen, geht man nun wie folgt vor:

WERT (121).png

Die in diesem 2. Berechnungslauf ermittelten Zinsen und Abschreibungen basieren nun auf den Anschaffungs- und Herstellungskosten, die durch das Indexverfahren aus den Wiederbeschaffungswerten errechnet wurden. In beiden Berechnungsläufen wurde für die kalkulatorischen Kosten (Abschreibungen und Zinsen) im Jahr der Anschaffung des Kanals die volle Abschreibung angesetzt.

Somit sind sämtliche WBW und AHK durch WERT ermittelt worden und die entsprechenden Ergebnislisten liegen zur Auswertung vor. Die ermittelten Berechnungsergebnisse können nun in eine Exportdatei zurückgeschrieben worden und können von dort z.B. in eine Kanaldatenbank zurückgespielt werden.

Fallanwendung 2

Es sind teilweise oder vollständig die tatsächlichen AHK der Kanäle und Schächte bekannt. Die Kosten liegen für verschiedene Baulose vor. Diese Baulose lassen sich den entsprechenden Haltungen und Schächten eindeutig zuordnen.

Um die Baulose auf die einzelnen Haltungen und Schächte zu verteilen, muss das Programm wissen, wie sich die Kosten der einzelnen Bestandteile des Bauloses zueinander verhalten. Dieses Verhältnis lässt sich aus den Wiederbeschaffungswerten der Haltungen herleiten. Dementsprechend muss, wie in Fall 1 dargestellt, zuerst der Wiederbeschaffungswert ermittelt werden. Nachdem dies geschehen ist und die Berechnungsergebnisse in die Arbeitsdatei zurückgeschrieben wurden, können mit der neuen Arbeitsdatei die Herstellungskosten auf die Baulose verteilt werden.


WERT (121).png

Voraussetzungen für eine solche Vorgehensweise sind:

  • Die Berechnung und Rückschreiben der Wiederbeschaffungswerte ist fehlerfrei erfolgt.
  • Die Eingabe der Herstellkosten und ggf. der zu berücksichtigen Zuschüsse (Abzugskapital) in den Schlüsselwerten „Herstellungskosten“ ist erfolgt.
  • Die Haltungen und Schächte, die über die Baulose verteilt werden sollen, müssen als Zugang gekennzeichnet sein.

Bei der Anwendung des Programmteiles Herstellungskosten ist zu beachten, dass oftmals nicht alle Haltungen und Schächte über Baulose verteilt werden können, da in den meisten Fällen für etliche Kanalabschnitte die entsprechenden Abrechnungsunterlagen nicht mehr zur Verfügung stehen. Dies trifft vor allem bei älteren Kanälen zu. In einem solchen Fall ist es sinnvoll, die Herstellungskosten mittels des Indexverfahren zu ermitteln und in die Arbeitsdatei zurückzuschreiben. Die im nächsten Arbeitsschritt nun neu ermittelten tatsächlichen Herstellungskosten aus den Baulosen würden in einem solchen Falle die zuvor ermittelten "Index-Herstellungskosten" ersetzen. Dies bedeutet auch, dass sie durch Rückschreiben in die Arbeitsdatei die dort bereits besetzten Felder überschreiben. Somit hätte man nun eine wiederum komplett gefüllte Projektdatei mit WBW und AHK und den entsprechenden Zinsen, Abschreibungen und Restbuchwerten. Allerdings würden die AHK teilweise aus dem Indexverfahren und teilweise (wo vorhanden) aus den tatsächlichen AHK gemäß Baulosverteilung resultieren.

  1. Fallanwendung 3

Die tatsächlichen Anschaffungs- und Herstellungskosten der Kanäle sind haltungsweise bekannt und können zugeordnet werden. Auch die AHK der sonstigen Anlagen liegen vor. Die Wiederbeschaffungswerte sind nicht bekannt.

Nach Eingabe der tatsächlichen AHK für die Haltungen und Schächte in den entsprechenden Feldern der Arbeitsdatei können die Wiederbeschaffungswerte gemäß den in den Schlüsselwerten eingetragenen Preisindizes auf die WBW im entsprechenden Bewertungsjahr hochgeschrieben werden.

WERT (122).png


Achtung: Es ist darauf zu achten, dass für alle Haltungen, Schächte und Bauwerke Anschaffungskosten vorliegen, da das Programm, wenn es keine Werte findet, an die entsprechende Stelle automatisch eine "0" setzt. Ggf. würde somit bei der betroffenen Haltung fälschlicherweise von AHK in Höhe von 0,00 EURO ausgegangen werden. Dadurch würden auch die Wiederbeschaffungswerte mit 0,00 EURO berechnet.

Fallanwendung 4

Die Ermittlung von Anschaffungs- und Herstellungskosten aus bekannten Wiederbeschaffungswerten erfolgt über das Preisindexverfahren und ist analog zu Fall 3 zu bearbeiten.

Achtung: Das Indexverfahren kann zu falschen Ergebnissen führen, wenn die Verhältnisse zum (theoretischen) Wiederbeschaffungszeitpunkt nicht denen entsprechen, die beim erstmaligen Bau der Wirtschaftsgüter vorlagen.

Die aus heutigen Wiederbeschaffungswerten errechneten Anschaffungs- und Herstellungskosten können überhöht sein, wenn z.B. der Kanal beim ursprünglichen Bau als Erschließungsmaßnahme „auf der grünen Wiese“ durchgeführt wurde.

Auf der anderen Seite können Wiederbeschaffungswerte, die aus echten (bekannten) Anschaffungs- und Herstellungskosten errechnet wurden, zu niedrig sein, da sich die Verhältnisse vor Ort geändert haben. Daher sind die Ergebnisse der Fallanwendungen 3 und 4 im Zweifel durch den Anwender der Software zu plausibilisieren. Hierzu können zum Beispiel bekannte Investitionsjahressummen aus den Haushaltsunterlagen herangezogen werden.